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DAS RILA-KLOSTER

Das Rila-Kloster liegt mitten im Rilagebirge, nach dem es benannt ist, 1147m ü.d.M., 120km südwestlich von der Hauptstadt Sofia.
Es ist das Nationalheiligtum der Bulgaren, das grossartigste Denkmal aus der Wiedergeburtszeit.
Das Rila-Kloster ist im Jahre 1983 in die UNESCO-Liste der Weltkulturerbes aufgenommen.

   Das Entstehen des Klosters ist mit dem Namen und Leben des Einsiedlers Ivan von Rila (876-946) verbunden.

  • Während der Herrschaft des bulgarischen Zaren Peter (10Jh.) zog sich der Einsiedlermönch in die unzugänglichen Wälder des Rilagebirges zurück, nachdem er auch seinen Beinamen bekam. Er wollte nicht mehr dem sittlichen Verfall der offiziellen Kirche und dem oberflächlichen Hofleben zusehen. In seiner Höhle strebte er nach eigener geistlicher Vervollkommnung. Allein in der Wildnis, erreichte er bald mit Gottes Hilfe die ersehnte Erleuchtung und wurde durch seine Wundertaten weit über die Grenzen des Landes als Ivan Rilski bekannt. Mönche aus fremden Gebieten strömten zu ihm und schufen um 931 die Grundlage für eine Klostergemeinschaft. So entstand in der Nähe seiner Einsiedelei /hier befindet sich noch heute das Grab des Heiligen/ ein Kloster, dessen Abt Ivan Rilski wurde. Und so begann die tausenjährige Geschichte dieses Gotteshauses, das die bewegten Ereignisse Bulgariens teilte. 
 Ivan Rilski war einer der ersten bulgarischen Mönche, der heiliggesprochen wurde. Jahrhundertelang fanden die Gebeine des heiligen keine Ruhe. Sie wurden als kostbare Reliquien vom Rilagebirge nach Sredez /Sofia/ und Tarnovo, nach Russland, Serbien und Ungarn getragen. Seit 1469 werden sie wieder im Kloster aufbewahrt.

   Man vermutet, dass sich das Kloster ursprünglich 3km von seiner jetziger Stelle, in der Gegend "Belite Kilii" und bei der Kapelle "Hl. Lukas" befand. Im 14Jh. liess der Feudalherr Chreljo Dragovol bestehende Klosterbauten befestigen. Der sogenannte Chreljo-Tutm aus dem Jahre 1335, der heute im Klosterhof steht, stellt das älteste erhalten gebliebene Zeugnis jener Epoche dar.
  Während der Zweiten Bulgarischen Reiches erfuhr das Kloster eine beständige Förderung und wurde - vor allem unter den Zaren Ivan Alexander und Ivan Schischman - mit Privilegien bedacht. In der Folgezeit war das Rila-Kloster Feudalherr zahlreicher Dörfer und Ländereien.
Zu dieser Zeit erreichte das Klöster eine vollkommene Blüte. Man bewahrte eine kostbare Urkunde aus dem Jahr 1378, welche die Unterschrift des Zaren Ivan Schischman trägt: dieses Dokument gab dem Kloster ausgedehnte Rechte und Grundbesitzt, so dass es eine echte Machtstellung im bulgarischen Königreich einnahm.
   Als die Osmanen ins Land zogen, konnte das Kloster noch eine Zeitlang seine Selbstständigkeit bewahren. Die Privilegien wurden von mehreren Sultanen bestätigt, zeitweise war das Kloster von Steuern befreit. Im 17. und 18. Jh.wurde es aber mehrmals überfallen und geplündert oder fiel Bränden zum Opfer. Ende des 18 Jh./ Angang des 19 Jh. setzte innerhalb und ausserhalb des Klosters eine rege Bautätigkeit ein. Mehrere in dieser Zeit erbaute oder restaurierte Kirchen und Nebenkloster in der unmittlebarer Umgebung weisen auf seine Bedeutung als Ziel von Pilgerfahrten hin.

  • Die heutige Gestalt des Klosters ist im Wesentlichen ein Werk des 19 Jh., als es sich erneut zu einem kulturellen und geistlichen Zentrum des Landes entwickelte. Nach einer katastrophalen Feuersbrunst 1833 auf Anregung von Neofit Rilski, einer der grossen Persönlichkeiten der bulgarischen Renaissance, und mit finanzieller Unterstützung aus allen Teilen des Landes rekonstruiert. Erstklassige Maler, Baumeister, Handwerker, Schmiede und Holzschnitzer verschiedener Schulen wirkten mit Begeisterung und Inspiration mit. Die glanzvolle Wiederherstellung des Rilaklosters wurde als nationale Aufgabe betrachtet.
Mit seinem 20m hohen Steinmauern sieht das Rilakloster von aussen wie eine Festung aus. Wenn man aber seinen Innenhof betritt, steht man da vor der faszinierenden Schönheit, Ruhe und Harmonie, die die Anlage als Ganzes verbreitet. Es bidet einen grossen Komplex von mehrstöckigen Gebäuden, die sich um einen quadratischen Hof gruppieren, auf dem das mächtige Katholikon (Hauptkirche), sichtbares Zentrum und künstlerischer Höhepunkt, und der alte Chreljo-Turm stehen. Die kleine Kirche von Chreljo wurde niedergerissen und durch jetzige imposante Kirche ersetzt. Die dreischiffige Kreuzkuppelbazilika ist durch seitliche Apsiden und Kapellen ergänzt, die dem Bau eine bewegte Struktur verleihen.
Die farbenprächtigen Wandmalereien im offenen Säulengang ziehen die meiste Aufmerksamkeit auf sich. Zusammen mit den Fresken im Innenraum der Kirche werden ca. 1200 Szenen religiösen Inhalts erzählt. An ihrer Ausschmuckung beteiligten sich namhafte bulgarische Maler. Das waren die besten Meister ihrer Zeit, Vertreter der Kunstschulen von Samokov und Bansko, darunter Sachari Sograf, Stanislav Dospevski und Dimiter Molerov. Sie malten sowohl religiöse Szenen als auch weltliche Motive, wie z.B. Stifterporträts, die Auskunft für die damalige Zeit geben. Die Aussen- und Innenmauern der Kirche sind mit ländlichen Motiven aus der Umgebung oder aus der Bibel reich verziert.
Das Rilakloster ist eine Schatzkammer für Holzschnitzereien. Die Klosterkirche ist für die Schönheit ihrer Holzschnitzwerke berühmt, die von Holzschnitzmeistern der Kunstschulen von Samokov, Debar und Bansko ausgeführt wurden. Man bewundert den herrlichen Ikonostas mit 36 Figuren, an dem der Glanz der Vergoldung die feine Kleinarbeit der Künstler besonders hervorhebt. Beachtenswert sind die schönen Holzgeschnitzten Decken, die Treppengeländer, Säulen, Schränke, Türen, und Fenster. Ein einzigartiges Beispiel der Miniaturschnitzerei ist das hölzerne Kruzifix - mit 140 biblischen Szenen und 1500 reiskorngrossen Menschenfiguren. Dieses aussergewöhnliches Kruzifix ist ein Werk des Mönchs Rafail, an dem er 12 Jahre lang gearbeitet hat und danach, so die Überlieferung, erblindete.Es ist im Klostermuseum zu bewundern.
In der Kirche werden die Reliquien des Hl. Ivan von Rila und eine Ikone der Jungfrau Hodegertia au dem 12.Jh. aufbewarht. Hier befundet sich auch das Grab von Boris III., dem Letzten bulgarischen Zaren.
Sehenswert ist das Klostermuseum in den unterirdischen Gewölben, die früher als Wein- und Vorratskeller gedient haben. Es besitzt Manuskripte, kostbare Gold- und Silbergegenstände, Ikonen, eine Münzensammlung, Waffen, die Altarwand und der Erzbischofsthron der Chreljo-Kirche aus dem 14.Jh., Messgawänder sowie Urkunden und Verordnungen (Fermane), die von bulgarischen Zaren, aber auch von Sultanen, erlassen wurden.


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