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DIE WERTVOLLEN HÄUSER VON PLOVDIV

Wenn die Fachleute von einem bulgarischen Barock sprechen, so meinen sie die Plovdiver Häuser mit ihrer eigenen Dynamik und schwungvollen Bewegung der Formen.
Im 18./19.Jh. erlebte Plovdiv eine neue Blüte als Handelsstadt, von der heute viele schöne Häuser aus der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt zeugen.
In der Altstadt von Plovdiv leben und arbeiten heute nur 4500 der insgesamt 370000 Einwohner. Sie erscheint wie ein bewohntes Freilichtmuseum, in dem wundervolle Häuser aus dem 18./19. Jh. das Bild bestimmen.
Die bürgerlichen Häuser der Wiedergeburtsepoche zeichnen sich durch eine vielfältige Architektur aus, in der sich Beruf und Lebensweise der Bewohner sowie die natürlichen Bedingungen widerspiegeln. Allmählich wurde die architektonische Komposition immer komplizierter, und die Fassade und die reiche Innenausstattung immer dekorativer. Die durch Erker und Vorsprünge abwechslungsreich gestalteten Fassaden und die Verwendung von holzgeschnitzten Dachgesimsen und farbigem Putz sowie bunte Wandverzierungen ergeben den typischen Stil dieser Häuser.
Die Innenausstattung ist reich an Wandschränken, bemalten Wandnischen, holzgeschnitzten Türen, Säulen und Zimmerdecken. Alles ist breit angelegt, hell und sonnig.
Die gesamte Wohnanlage mit Garten ist von der Außenwelt mit einer schützenden hohen Mauer getrennt. Dahinter verbergen sich Höfe, zu denen üppige Blumengärten, schattenspendende Bäume und Brunnen mit immer fließendem Wasser gehören.
 Sehr reizvoll und gut erhalten ist diese Architektur in der Altstadt von Plovdiv. Allen Häusern ist ein Zug gemeinsam: das Streben nach Schönheit im Alltag in Harmonie mit der Natur. Das Plovdiver Wohnhaus entwickelte sich zum prächtigen Bürgerhaus und wurde zum Inbegriff des Wiedergeburtshaus in Bulgarien überhaupt.

DAS HAUS VON ARGIR KUJUMDSHIOGLU aus dem Jahre 1847 gehört zu den schönsten Häusern und meistfotografierten Objekten der Stadt. Mit seinem geschwungenen Dach und seinen abgerundeten Formen besticht es schon durch sein Äußeres.
 










Hinter dem Hoftor liegt die Hauptfassade. Eine innere Raumbewegung hat sie gefaltet. Der Eingang führt in ein Vestibül im Erdgeschoss, dessen Oval anzeigt, dass das Gebäude innen auf eine andere Weise gestaltet ist. Der Empfangsraum bildet den Mittelpunkt des Hauses und sein Oval unterstreicht seine wichtige Bedeutung. Drei Treppen laden zu einem Plauderstündchen in den oberen Stockwerken ein. Mit Holz, Putz und Farben ist die Architektur genauso lebendig wie überall in Europa. Das Haus ist ein ausgezeichnetes Beispiel für die symmetrische Bauweise der Häuser im alten Plovdiv und wurde vom Baumeister Hadshi Georgi errichtet. Besondere Aufmerksamkeit verdienen auch die geschnitzten Fensterläden und die kühn verwendete schwarze Farbe in der Außengestaltung. In den geräumigen Zimmern sind zahlreiche Exponate, auf fünf Sammlungen verteilt, zu sehen. Die Gegenstände berichten über die Lebensweise und die Kultur der Bulgaren von der Wiedergeburtszeit bis zur Mitte des 20.Jh.
1950 wurde im Haus das Ethnographische Museum eingerichtet und 1962 wurde es renoviert.
 
 DAS HAUS VON DIMITER GEORGIADI stammt aus den Jahren1846-1848. Es wurde von dem Baumeister Georgi, dem auch das Kujumdshioglu-Haus zu verdanken ist. Es sind zweifellos zwei der schönsten Häuser in Plovdiv. Die monumentale Fassade des Hauses unterscheidet sich von der des  Kujumdshioglu-Hauses, steht doch mit ihm in Einklang. Es blickt mit seiner Frontseite zur Straße, der Mittelerker springt hervor. Eine Treppe führt zu einer geräumigen Empfangshalle im ersten Stock. Beiderseits reihen sich 4 Zimmer mit geschnitzten Decken, farbigen Wandmalereien, die weiß umrahmt sind. Die Elipsenform der Empfangshalle steht mit der waagerechten Form der Fassade in Einklang. Die zweite Etage wurde ein paar Jahre nach der ersten gestaltet, doch viel einfacher. Das Haus fällt durch seine außerordentlich schöne Aussmuckung auf. Es wurde renoviert, doch seine Authentizität blieb erhalten.
 
DAS HAUS VON NIKOLA NEDKOVITSCH steht in einem hübschen Hof und fällt durch seine Ornamentik auf. Die Fassade zeichnet sich durch drei Bögen aus, die auf eleganten Steinsäulen ruhen. In diesem Haus ist die reiche innere Ausstattung vor allem in der ersten Etage zu einem vielfältigen Prunk gebracht. Ovale Medaillons an den Wänden zeigen Panoramabilder aus fernen Ländern. Der Wohnkomplex besteht aus dem Hauptgebäude, einem Nebenbau und dem sog. "Kljukarnik", einer Art Zimmererker über der Straße, wovon aus die Frauen des Hauses das Leben draußen beobachten und darüber klatschen konnten.










In der Empfangshalle hat der Meister sein ganzes schöpferisches Können entfaltet. Er hat dem Raum eine betont repräsentative Charakter verliehen, was mit einer vertrauten und gemütlichen Atmosphäre verbunden ist. Die Empfangshalle ist geräumig (über 73qm) und reich an holzgeschnitzten Decken, Türen und Fenstern. Der antike Kronleuchter hängt in der Mitte einer schönen dreireihigen Rosette. Die prunkvollsten sind die beiden Südräume im zweiten Stock - das grüne und das rote Zimmer. Der Platz über dem Treppenhaus war dem Orchester vorbehalten.
Das Haus wurde inzwischen von Grund aus renoviert. Im ersten Stock ist eine kleine ethnographische Ausstellung eingerichtet und im zweiten Stock finden offizielle Treffen statt. Der Hof steht des öfteren für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung.

DAS BALABANOV-HAUS nimmt die Ecke eines unregelmäßigen Landfleckens ein, was zu einer stufenartigen Gestaltung des Erdgeschosses geführt hat - eine für Plovdiv untypische architektonische Lösung. Das obere Stockwerk ist viel repräsentativer ausgestattet und eingerichtet. Man soll nicht vergessen, dass dieses Haus als das einzige in der Altstadt nicht im Originalzustand erhalten, sondern nach alten Fotos und Bauplänen restauriert worden ist. Das Streben nach Repräsentanz zeichnet das ganze Haus und insbesondere die obere Etage aus. Die Empfangshalle hat imposante Ausmaße. Daneben reihen sich noch 4 Zimmer. Interessant sind die geschnitzten Holzdecken mit geometrischen Motiven.
Das Balabanov-Haus
In der ersten Etage sind Bilder zeitgenössischer Künstler zu sehen, die zweite ist mit Stilmöbeln eingerichtet. Hier werden Konzerte, literarische Abende und Ausstellungen organisiert. Es ist ein beliebter Treffpunkt für Kunstleute und Geschäftsleute.

DAS HINDLIAN-HAUS ist in einem geräumigen an drei Straßen grenzenden Hof gebaut. Es ist noch ein Beispiel der symmetrischen Architektur, die das Haus den Gegebenheiten des Geländes anpassen soll. Der Hofkomplex schließt außer der Hauptgebäude einen Keller, sowie Diener- und Wirtschaftsbauten ein.
Die Eigentümer des Hauses waren nicht nur reiche Menschen, sondern auch Leute mit vielseitigen Interessen und ausgesprochen ästhetischem Sinn. Die Fassade ist stark aufgelockert. Die Nordseite zum Hof hat einen zentralen Säulenvorbau. Die Vorderfront wird durch die blauen Ornamente belebt. Das erkerförmige Vorspringen des Erdgeschosses und die kleinen Beobachtungserker beiderseits werden durch die Farbtöne der Wände gelungen ergänzt.
Das Hindlian-Haus
Das Hindlian-Haus gehört mit Recht zu de den reichstdekorierten Häusern der damaligen Epoche, besonders was die Innengestattung anbelangt. Das merkt man bereits im Erdgeschoss, wo das Licht- und Farbenspiel an Wänden, Decken, Türen und Schränken die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die Maler aus Tschirpan, Moka und Mawrudi, die beauftragt waren, das Haus innen zu gestalten, hatten die Gelegenheit, ihr Talent voll zu entfalten.
In allen Zimmern erkennt man Landschaften und Gemälde aus Istanbul, Venedig, Alexandrien und Kopenhagen. Das nordwestliche Zimmer ist die Vollkommenheit selbst. Durch seine 12 Fenster dringt soviel Licht ein, das wir die ganze Pracht bewundern können. Sehenswert sind die Möbel im Arbeitszimmer des Hausherrn. Das Bemerkenswerteste im Haus ist das Bad mit seinen Marmorboden und vergoldeten Wasserhähnen, den Gipsornamenten an Wänden und Gewölbe. Der Fußboden wurde durch eine Luftanlage erwärmt. Der Raum lädt zu einem Bad ein.
Leider ist der Baumeister unbekannt, man weiß nur, dass das Haus in der Periode 1835-1840 gebaut wurde. In neuerer Zeit, 1974, wurde es renoviert.
 

 

BAUDENKMÄLER IN DER ALTSTADT VON PLOVDIV

Das Ensemble "Die Hl. Hl. Konstantin und Helena"

Zu diesem in Herzen des alten Plovdiv gelegen Ensemble gehören die Kirche der Hl. Konstantin und Helena, bedeutende Teile der östlichen Festungsmauer des antiken Philipopolis und die alte griechische Schule, wo heute eine Galerie antiker Ikonen untergebracht ist. Die über 6m hohe Festungsmauer mit dem runden Eckturm aus der Zeit des Kaizers Justinian I. (6.Jh.) ragt stolz empor. Sie wurde nache dem damaligen Verfahren "opus mixtrum" (ein Steinbau, der durch waagerechte Schichten aus 5 aufeinenderfolgenden Backsteinreihen befestigt wird) erbaut, mehrmals verstärkt und wiederaufgebaut.
Unmittelbar daneben wurde laut alter Überlieferungen bereits im 4.Jh. eine Kirche errichtet, die nach den Namen der beiden Märtyrern Sewerin und Memnos benannt worden ist. Da Plovdiv mehrere Male niedergebrannt wurde, baute man es immer wieder auf. Ende des 18.Jh. befand sich die Kirche in einem elenden Zustand. Ihre Grösse und Gestaltung entsprachen dem gewachsenen Bewusstsein der bulgarischen Bevölkerung nicht mehr. Der beharrliche Kirchenvorsteher Todor Muravenov sammelte ganze 20 Jahre (von 1810 bis 1830) Geldspenden für ihren Ausbau und sie wurde nach einem Erlass des Sultans im Jahre 1832 in ihrem heutigen Zustand erbaut. 
Die Kirche stellt eine dreischiffige Pseudobasilika dar. Die Schiffe werden durch zwei Reihen runder Säulen vereinigt. Die beiden Seitenschiffe haben flache Holzdecken mit geometrischen Ornamenten, die Decke des Mittelschiffes liegt bedeutend höher und ist wie ein Gewölbe gestaltet. Einen zentralen Platz in der Innengestaltung nimmt der Ikonostas ein, der zusammen mit dem Bischofsthron als ein Meisterwerk des Holzschnitzers Iwan Paschkula zu bezeichnen ist. Sowohl am Altar als auch am Bischofsthron sind Einflüsse des Barocks in Bulgarien zu entdecken. 
Die Kirchenikonen sind von besonderem Wert. Ausser denen, die während der Epoche der nationalen Wiedergeburt Bulgariens geschafen wurde (es wird angenommen, das ein bedeutender Teil von ihnen, aus dem 19.Jh. stammend, ein Werk des hervorragenden bulgarischen Ikonenmalers Sachari Sograph ist), gibt es auch Ikonen aus dem 14.Jh. Darunter ist die Ikone der Hl.Hl. Konstantin und Helena, die einst als wundertätig vermutet wurde. 
Im Kirchhof steht ein kleines Nonnenkloster, das vor Ende des 18.Jh. gebaut wurde. Daneben erhebt sich der schlanke Glockenturm, dessen graphische Ausschmückung ebenfalls aus der Wiedegeburtszeit stammt. Im südlichen Hofteil steht ein Gebäude aus dem vorigen Jahrhundert direkt über der Festungsmauer. Das wurde als Schule benutzt und heute beherbergt es eine reiche Ikonensammlung. 

Der Festungskomplex Nebet Tepe 

Hier war der nördlichste und höchste Punkt der Dreihügelstadt Philipopolis. Man hat hier Überreste einer prähistorischen Siedlung freigelegt sowie Ruinen aus der hellenistischen und römischen Epoche, die die Akropole der Stadt schützen sollten. 
Im nördlichen Teil kann man die ersten hellenistischen Fortifikationsanlagen aus riesigen Steinquadern sehen. Die Stadt wurde auch von den Römern befestigt. Im Norden und Westen erheben sich Überreste von den Bastionen, es gibt auch unterirdische Korridore, Türme, die bei den Festungsmauern im Hof der Kirche "Hl.Hl. Konastantin und Helena" im schon erwähnten Bauverfahren "opus mixtum" errichtet sind. Nach Osten hin ist die Mauer bis zu 10 m erhaltengeblieben. Unter der Hügelspitze, auf deren südlichem Hang, wurde ein Wassespeicher aus Stein und Backstein und wasserdichtem Bindemittel angebracht. Leider ist das originale Gewölbedach aus Backstein zerstört und durch ein kupfernes Blechdach erzetzt worden.
Wenn man vom Gipfel einen Blick nach Osten wirft, erblickt man das Mariza-Tal und das Messegelände. Am Horizont im Norden zeichnen sich die Umrisse des Balkan- und Sredna-gora -Gebirges ab. Wendet man sich zur gegenüberliegenden Seite, so erblickt man die ersten Ketten der Rhodopen.

Das antike Theater in Plovdiv 

Es ist das bedeutendste restaurierte Denkmal aus der Antike in Bulgarien. Seine Überreste wurden ganz zufällig bei Befestigungsbauarbeiten an der südlichen Festungsmauer der Dreihügelstadt Trimontium entdeckt. Die Anlage wurde wahrscheinlich von einem Brand oder Erdbeben heimgesucht, denn die grossartige Bühne war zerstört.
Das römische Amphitheater, im 2.Jh.n.Chr. unter Kaiser Markus Aurelius aus Marmor und Granit errichtet, zählt zu den bemerkenswertesten Sehenswürdigkeiten des alten Plovdiv. Bis zu seiner Wiederentdeckung hat es mehr als 15 Jahrhunderte unter Aufschüttungen verborgen gelegen. 
Das Amphitheater ist heute wieder Schauplatz kultureller Veranstaltungen. Es bietet 1200 Leuten Platz, früher hatte es 3200 Sitze. Die Sitze sind aus Marmor, feingestaltet und geschliffen. Die Bühne ist zweistöckig. Bemerkenswert sind die Standbilder, Inschriften, Friese uns Gesimse. Zwei von den Standbildern stammen aus dem 2.Jh.

Das Ensemble Hissar Kapija
 Dieses um die monumentalen Überreste des antiken Festung entstandene Ensemble ist einer der malerischsten Winkel der Altstadt von Plovdiv. Am östlichen Tor des antiken Philipopolis, das unter dem Namen Hissar Kapija bekannt ist, wurden kleine Renovierungen vorgenommen, so dass es an seinem ursprünglichen Aussehen wie vor 2000 Jahren nicht eingebüsst hat. In seiner Umgebung befinden sich sowohl die Überreste der Festung aus verschiedenen Epochen als auch einige der bemerkenswertesten Häuser aus der Epoche der bulgarischen Wiedergeburt.

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 PLOVDIV - TAUSENDJÄHRIGE SCHÖNE AUF DREI HÜGELN

PLOVDIV - TAUSENDJÄHRIGE SCHÖNE AUF DREI HÜGELN

Plovdiv breitet sich im westlichen Teil der Oberthrakischen Tiefebene, an beiden Seiten der Mariza, dem längsten bulgarischen Fluss, auf 6 Sienithügeln aus.  Plovdiv ist nach Sofia - Fläche, Einwohnerzahl /etwa 340 000 Einw./ und Bedeutung - die zweitgrösste Stadt Bulgariens mit reicher und bewegter kulturgeschichtlicher Vergangenheit.
Plovdiv ist eine der ältesten Siedlungen auf der Balkanhalbinsel. Bereits seit der Jungsteinzeit ist das Gebiet ständig besiedelt. Im 1.Jt. vor Chr. gründeten die Thraker um die drei östlichen Hügel - Dshambaz Tepe, Taxim Tepe und Nebet Tepe, die eine natürliche Festung darstellten, die Siedlung EUMOLPIAS. Die Stadt wurde 342v.Chr. von Pfilipp II von Mazedonien erobert, in PHILIPPOPOLIS umbenannt und zur Festung umgebaut. Später (3.-1.Hh.v.Chr. ) hiess die Stadt PULPUDEVA und war den ununterbrochenen Angriffen der Kelten ausgesetzt. Im 1.Jh. gehörte die Stadt zum Römischen Reich und entwickelte sich rasch zum wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Mittelpunkt der Provinz Thrakien. Wegen der Lage auf den drei Hügeln nannten sie die Römer TRIMONTIUM.
Nach dem Zerfall des römisschen Reichs gehörte die Stadt nach 395 zu seinem öslichen Teil, zu Byzanz. Die Goten und Hunnen zerstörten sie in den folgenden zwei Jahrhunderten mehrmals. Von Kaiser Justinian wurde die Stadt wieder aufgebaut und zur strategischen Festung an der Nordgrenze von Byzanz gemacht.

Plovdiv - der Osteingang
Als sich im 6Jh. hier Slawen ansiedelten, nannten sie die Stadt PULDIN /von Pulpudeva/. 815 schloss Khan Krum den Ort in die Grenzen Bulgariens ein. Ttrotzdem wechselte Plovdiv in den folgenden Jahren durch Eroberungen mehrmals seine Zugehörigkeit  zu Byzanz oder Bulgarien. Im Jahre 1018 fiel Philippopolis wieder unter die Herrsschaft von Byzanz. In der Zeit der Kreuzzüge wurde die Stadt im 11. und 12.Jh. mehrmals verwüstet. Zwischen dem Jahr 1204, nachdem der bulgarische König Kalojan die Stadt befreit hatte, und dem Jahr 1364, als die Türken sie eroberten, kann angenommen werden, dass sie ELFMAL den Besitzer wechselte: wenige Städte waren so heftig von Bulgaren und Byzantinern umstritten.
1364 eroberten die Osmanen die Stadt und gaben ihr den Namen FILIBE. Es setzte ein allgemeiner Verfall ein, da sie ihre strategische Bedeutung verloren hatte.
Erst in der Zeit der Wiedergeburt ( 18./19.Jh.) konnte Plovdiv seine alten Positionen als grosses Wirtschafts- und Kulturzentrum zurückgewinnen. Handwerker und Kaufleute kamen zu Wohlstand, ein verändertes nationales Bewusstsein wurde deutlich. Man investierte in schöne Bürgerhäuser und öffentliche Gebäude, die noch heute in der Altstadt erhalten sind. 
Die Stadt wurde am 17.Januar 1878 von den Soladaten unter General Gurko befreit. Zu der Zeit war Plovdiv die grösste Stadt Bulgariens. Nach den Bestimmungen des Berliner Friedens (1878) wurde Plovdiv Hauptstadt der Provinz Ostrumelien. Am 6. September 1885 wurde in Plovdiv die Vereinigung des Fürstentums Bulgarien mit Ostrumelien verkündet und Plovdiv wurde endlich eine bulgarische Stadt.

DAS BULGARISCHE ROSENÖL

Zwischen dem Balkangebirge und dem in südlicher Richtung parallel dazu verlaufenden Sredna-gora-Gebirge erstreckt sich von West nach Ost das Tundschatal, das unter dem Namen ROSENTAL bekannt ist. 
Es setzt sich aus mehreren Tälern zusammen, beginnt bei dem kleinen Ort Klisura und endet bei Maglisch, kurz hinter Kazanlak. Es handelt sich hier um ein sehr fruchtbares Gebiet, wo die anspruchsvollen, ölhaltigen Rosen günstige Wachstumsbedingungen vorfinden. Das Balkangebirge hält die kalte Nordwinde ab und die kleine Flüsse und Bäche sorgen für die hohe Luftfeuchtigkeit. 
Nirgendwo in der Welt werden grössere Mengen Rosen umgebaut als im Rosental.
Wer aber zur Zeit der Rosenblüte, ca. Mitte Mai bis Ende Juni, durch das Rosental fährt und die Pracht der heimischen Vorgärten erwartet, wird womöglich enttäuscht sein. Die Rosen werden hier nicht als Zierpflanzen angebaut, sondern es geht um die Produktion von Rosenöl, zu dem die Rosenblätter schon seit 300 Jahren verarbeitet werden. 
Grundlage für die Produktion von Rosenöl ist eine unscheinbare Heckenrosenart /eine mehrjährige, buschige Pflanze, die 1,50m hoch wird/, die im 18Jh. nach Bulgarien gekommen ist und von der "Rose von Damaskus" abstammt.
Frühmorgens, vor der Sonnenaufgang, wenn der Tau noch auf den Blättern liegt, werden die Rosenblätter "geerntet". Nur durch den noch vorhandenen Tau bleibt angeblich das Aroma erhalten.
In speziellen Destillationsapparaten wird zunächst Rosenwasser kondensiert, welches bereits als Zusatzstoff in Marmeladen oder als Duftstoff verwendet wird. Das Endprodukt, das Rosenöl, setzt sich als dünne Ölschicht auf dem Rosenwasser ab und muss vorsichtig "abgeschöpft" werden.
Wie wertvoll und mühsam erarbeitet diese Essenz ist, wird aus den notwendigen Mengen ersichtlich, die zur Herstellung des Öls gebraucht werden: Für die Gewinnung von einem einzigen Liter Rosenöl benötigt man drei Tonne rote, oder 5-6 Tonnen weisse Rosenblätter! Und das bei dem geringen Gewicht der Blätter - kein Wunder, dass Rosenöl teuerer ist als Gold. 
Das bulgarische Rosenöl, Grundlage für Parfüms und Arzneimittel, ist von hoher Qualität und anerkanntermassen das beste der Welt. In Hoch-Zeiten erzeugte und exportierte Bulgarien 80% des weltweiten Rosenölaufkommens.
Leider verliert gegenwärtig dieser Wirtschaftszweig an Bedeutung - chemische Stoffe ersetzen heute zunehmend das Rosenöl.


PLISKA - DIE ERSTE HAUPTSTADT BULGARIENS

Wenn wir heute die Orte besuchen, wo sich die ersten Hauptstädte des bulgarischen Staates, Pliska und Preslav, befunden haben, stellen wir fest, wie der unerbittliche Wirbelsturm jener weit entfernten Zeiten das Meiste ausgelöscht hat, was an die Grösse jener Epoche erinnern könnte. Dennoch beeindrucken die Befestigungsanlagen der ersten Hauptstadt Pliska mit ihren Ausmassen und der ungewöhnlichen Präzision ihrer Ausführung. Pliska lässt heute einstige Grösse und Macht ahnen.
Pliska-Ruinen
Die Ruinen der ersten bulgarischen Hauptstadt liegen 24km nordöstlich von Schumen und etwa 3km vom Städchen Pliska entfernt.
Das ursprüngliches Pliska entwickelte sich aus einem befestigten Militärlager zum politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum des Staates.
Die Stadt umfasste ein Gelände von 23 qkm und war durch drei konzentrische Festungsgürtel geschützt. Der aüssere Ring aus einem Graben und einem Erdwall umschloss die Aussenstadt, in der das einfache Volk lebte und Handwerker ihre Werkstätten hatten. Als zweiter und zentraler Schutzwall diente eine 2,60m dicke und 10-12m hohe Mauer. Rundtürme an den Ecken sowie weitere Türme in  der Mauer schützten die 0,5qkm grosse Innenstadt, wo ausschliesslich vornehme Leute wohnten und in der Tempel, später Kirchen und Paläste entstanden. Das äusserste Refugium in Zeiten der Gefahr stellte die Zitadelle im Zentrum dar. Hier befand sich der Kleine Palast, die eigentliche Residenz des Khans. Er war reicher gestaltet als der Grosse Palast und bestand aus einem heidnischen Tempel, einer Kirche, Wasserspeicher, Bädern sowie einem dichten Netz unterirdischen Galerien.
ntrische Festungsgürtel geschützt.
Eines der imposantesten Gebäude war der Grosse Palast des Khans innerhalb der Innenstadt, der zu den gut erhaltenen Zeugen seiner Zeit gehört. Der Thronsaal des bulgarischen Herrscher hatte repräsentative Funktionen. Hier kam der Rat des Khans zusammen, fanden Audenzen und Feste statt. Der Saal nahm eine Fläche von 52 zu 26,5m ein. Er wurde unter Khan Omurtag errichtet, der Pliska zu einem der grössten osteuropäischen Zentren im Frühmittelalter machte.
Pliska-Bazilika
In der Aussenstadt, etwa 1,5km vom rekonstruirten Osttor gelangt man auf einem steinigen Weg zur Grossen oder Königsbasilika. Diese dreischiffige Basilika aus der zweiten Hälfte des 9.Jh. mass 100m in der Länge und 30m in der Breite und war eine der seinerzeit grössten Kirchen des christlichen Europa.
Diese Kirche wurde unter Zar Boris erbaut und ist mit der Bekehrung der Bulgaren zum Christentum verbunden. Hier empfing er die Schüler von Kyrill und Method, die die Grundlagen der Literarischen Schule von Pliska legten.
/Fürst Boris erhob das Christentum zur Staatsreligion. Er selbst erhielt bei der Taufe den Namen Michail. Die bulgarische Kirche sprach ihn heilig, und in die Geschichte ist er als heilige Zar Boris Michail eingegangen. Die ebenfalls heilig gesprochenen Brüder Kyrill und Method werden heute vom Vatikan als Beschützer des christlichen Europa geehrt./
811 zerstörten die Byzantiner unter Nikiphoros I die Hauptstadt Pliska. Trotzdem blieb ihr diese Ehrenbezeichnung noch bis 893 erhalten, bis sie den Titel an Preslav abtreten musste.
Kriege, Plünderungen und fünfhundert Jahre osmanische Fremdherrschaft vernichteten die Pracht von Pliska. Die Ruinen lagen längst vergraben, als die hier angesiedelten Türken ihre neue Ortschaft Aboba nannten. 
Die archäologischen Ausgrabungen im Jahre 1899/1900, geführt vom Direktor des russischen Archäologischen Instituts Uspenski, gemeinsam mit dem ersten Erforscher des bulgarischen Altertums Karel Skorpil, entdeckten in diesem Gebiet die Wurzeln der bulgarischen Geschichte. Dem Tschechen Skorpil (1859–1944), der als Vater der Archäologie in Bulgarien gilt, ist im Ruinenfeld Pliska ein kleines Museum gewidmet, in dessen Nähe auch sein Grab liegt.

DER ERSTE BULGARISCHE STAAT /681-1018/

FESTIGUNG. VERFALL.

Bulgarien wurde 681 durch einen Bündnisvertrag zwischen den Altbulgaren und den Südslawen gegründet, die sich bis zum 7.Jh. auf der Balkanhalbinsel angesiedelt und die Byzantiner zurückgedrängt hatten.

Der neugegründete bulgarische Staat umfasste das Gebiet der heutigen bulgarischen Donauebene. Seine Hauptstadt war Pliska und an der Spitze stand der Khan.
Der erste bulgarische Khan war Khan Asparuh /681-700/ -  der dritte Sohn des Khans Kubrat /sieh GRÜNDUNG DES ERSTEN BULGARISCHEN REICHES/.
 

Bulgarien 803-831
Unter Khan Krum /803-814/ erweiterte sich das Staatsgebiet stark. Nachdem er die grossen Gebiete der Awaren im Nordwesten in den jungen bulgarischen Staat einbezogen hatte, gelang es ihm 809 die starke byzantinische Festung Serdica /Sofia/ einzunehmen. Während seiner Herrschaft reichte der bulgarische Staat vom Dnestr bis zum Theiss und von den Karpaten bis zu den Rhodopen. Khan Krum war aber nicht nur ein guter Heerführer, sondern auch kluger Staatsmann und der erste Gesetzgeber Bulgariens. Er festigte Bulgarien als einen für die damalige Zeit gut organisierten und modernen Staat. 811 überfiel Byzanz die Bulgaren und verwüstete das Land. Die Hauptstadt Pliska wurde eingeäschert. Khan Krums Armeen schlugen  die Byzantiner auf einem ihrer Feldzüge im Balkangebirge vernichtend. In dieser Schlacht kam auch der Imperator Nikiphoros I ums Leben. Sein Schädel, mit Gold beschlagen, wurde von Khan Krum als Becher benutzt, aus dem er bei feierlichen Anlässen trank.
Unter Khan Omurtag /815-831/ erlangte die vorchristliche bulgarische Kultur ihren Höhepunkt, und politisch gesehen erstreckte sich der Staat bis an die mittlere Donau und die Theiss und bis zum Dnepr. Khan Omurtag schloss mit Byzanz einen 30-jährigen Friedensvertrag ab. Pliska entstand neu mit Marmorpalästen und Tempeln. Während seiner Herrschaft entwickelte sich eine rege Bautätigkeit. Aus jener Zeit stammt die Inschrift: "Selbst wenn der Mensch gut lebt, stirbt er und ein anderer wird geboren. Möge der später Geborene, wenn er diese betrachtet, an jenen denken, der es geschaffen hat."
Unter Khan Pressian /836-852/ reichten Bulgariens Grenzen fast bis an die Ägäis und bis zum heutigen Albanien. Bulgarien verwandelte sich nach dem Byzantiner- und Frankenreich in die dritte "Grossmacht" im mittelalterlichen Europa. 
Unter Fürst Boris /852-889/ wurde das Christentum als Staatsreligion erhoben. Das war das wichtigste Ereignis in der mittelalterlichen Geschichte Bulgariens. Alle Unterschiede zwischen Altbulgaren und Slawen, zwischen deren Sitten und Gebräuchen wurden dadurch beseitigt und die Herausbildung der bulgarischen Nationalität wurde endgültig abgeschlossen. Dieser Schritt bestimmte die gesamte weitere Entwicklung des Landes. Das Verhältnis der westeuropäischen Länder änderte sich von nun an Bulgarien gegenüber grundlegend. Die Bulgaren waren für sie nicht mehr "hiednische Barbaren", sondern wurden als gleichberechtigt anerkannt und ihre Kultur wurde nicht mehr bestritten. 
Zur Zeit Fürst Boris I. wurde das kyrillische Alphabet angenommen. Das bulgarische Volk gedenkt noch heute der schöpferischen Tat der Brüder Kyrill und Method, die durch die Schaffung der slawischen Schrift bedeutend zur Festigung des Stattes beigtragen haben. Jedes Jahr am 24.Mai wird in ganz Bulgarien das Fest der bulgarischen Kultur und des Schrifttums begangen.
Zar Simeon
Die Regierungszeit von Fürst Boris I. ist eine glänzende Vorbereitung auf die Epoche Zar Simeons /893-927/. Er hatte für die Geschichte Bulgariens und gerade des ersten Bulgarischen Staates /so nennt man die Zeit von der Gründung Bulgariens bis zur seiner Unterwerfung durch die Byzantiner 1018/ sehr grosse Bedeutung. Als starke und gebildete Persönlichkeit setzte sich Zar Simeon schnell bei den Bojaren durch und sie schlossen sich um den Thron zusammen. Er stärkte die Zentralgewalt und wurde zum absoluten Herrscher. Unter Zar Simeon erreichte die bulgarische Kultur ihr sogenanntes "Goldenes Zeitalter". Eine starke Bautätigkeit setzte ein. In Preslav, der neuen Hauptstadt Bulgariens, entstanden zahlreiche Paläste, Klöster und Kirchen. Im ganzen Land wurden ebenfalls prunkvolle Kirchen gebaut. Die damals verfassten Schriften zeugen von dem geistigen Aufschwung jener Zeit. In den beiden Kulturzentren Preslav und Ochrid herrschte ein reges literarisches Leben. Viele religiöse und weltlichen Schriften wurden ins Bulgarische übersetzt und die griechische Sprache wurde abgeschafft. Die im 9. und 10.Jh. entstandenen Schriften trugen zur Verbreitung der slawischen Sprache und zur Herausbildung des bulgarischen Nationalbewusstseins bei.
Nach Zar Simeon begann eine Verfallperiode und schliesslich kam die byzantinische Fremdherrschaft, die über 150  dauerte. Es kam aber immer wieder zu Unruhen, die bewiesen, dass sich das Volk mit seinem Schicksal nicht abgefunden hatte.

GRÜNDUNG DES ERSTEN BULGARISCHEN REICHES


 Die Geschichte Bulgariens und dessen Volkes setzt wie die Geschichte vieler anderer Völker mit dem Kampf um Boden und Nahrung ein. Jene mächtige Bewegung, genannt Völkerwanderung, die der antiken Welt ein Ende setzte und die Landkarte Europas von Grund auf umformte, hatte auch auf Balkanhalbinsel bedeutende ethnische und politische Veränderungen zur Folge.
Im 6. und 7. Jh. überfluteten gewaltige Slawenmassen die Gebiete des oströmischen Reiches, später Byzanz genannt und liessen sich dort nieder. Sie vermischten sich mit der thrakischen Urbevölkerung, die die Balkanhalbinsel seit Jahrtausenden besiedelte. 
Die Slawen kamen von Norden, ihre Urheimat war das Gebiet zwischen Oder und Dnepr, den Karpaten und Ostsee. Sie gehörten der indoeuropäischen Völkerfamilie an und hatten eine gemeinsame Sprache. Die römischen Geschichtsschreiber bezeichnen sie mit einem gemeinsamen Namen - Veneder und beschreiben sie als grosse, starke, dunkelblonde Männer, tapfer und freiheitsliebend, widerstandsfähig gegen Kälte und Hunger. 
Die Slawen führten ein sesshaftes Leben, befassten sich mit Ackerbau und Viehzucht, Jagd und Fischfang. Sie verehrten als Hauptgott Perun, den Gott des Donners und Weltbeherrscher, Volos hiess der Gott der Viehzucht und Dashdbog der Gott der Fruchtbarkeit. Darüber hinaus kannten sie noch zahlreiche andere Gottheiten und glaubten an Geister - Feen und Elfen, die Bewohner der Grotten, Flüsse und Wälder, denen sie Opfergaben darbrachten. 
Bereits in der zweiten Hälfte des 6.Jh. gab es bei den Slawen Stammesverbände. Diese Entwicklung verstärkte sich besonders im 7.Jh., als Byzanz nach den Barbareneinfällen w sieben in Mösien ansässige slawische Stämme zu einem grossen Stammesverband zusammen. Seinen Anführer suchten Unterstützung bei den Urbulgaren, die zu dieser Zeit an der Donaumündung aufgetaucht waren.
ieder zu Kräften gekommen war und eine Reihe siegreicher Feldzüge unternahm. Die Byzantiner konnten alle Gebiete südlich des Balkans und einen Teil Mazedoniens zurückerobern. Um der auch ihnen drohenden Gefahr zu entgehen, schlossen sich
Die urbulgarischen Reiterscharen waren vom Osten, au dem von Wolga, Dnepr, dem Kaspischen und Schwarzen Meeer begrentzten Gebiet gekommen, wo sie einen mächtigen Stammesverband hatten. Ihr ausgedehntes Territorium wurde von den byzantinischen Chronisten "Gross-Bulgarien" genannt. In der erste Hälfte des 7.Jh. war ihrer Anführer Khan Kubrat. Nach seinem Tod wurde das Land unter seinen fünf Söhnen aufgeteilt. Asparuh, der dritte Sohn, wandte sich mit seiner Schar nach Bessarabien. Die ihm auf seinem Weg begegnenden anderen Stämmen mitreissend, kam er bis zur Donaumündung, wo er sich niederliess.
Die Urbulgaren waren Steppennomaden. Sie beschäftigten sich hauptsächlich mit Viehhaltung und besassen vorwiegend Pferde. Sie verehrten verschieden Tiere, ihr höchster Gott war der allewige Tangra, der Schöpfer der Welt. 
Die Urbulgaren hatten eine theokratische Ordnung - an der Spitze stand der Khan, der unumschränkte Macht hatte und gleichzeitig Oberpriester war. In der Horde herrschte eiserne Disziplin. Schon in den 30er Jahren des 6.Jh. waren sie bald als Verbündete, bald als Feinde mit den Byzantinern in Berührung gekommen. 
Ende des 7.Jh. schlossen sich die slawischen Stämme und die Urbulgaren zu einem Bündniss zusammen, um ihre gemeinsamen Feinde - die Awaren im Westen und die Byzantiner im Süden - zu bekämpfen.
So entstand 681 der erste bulgarische Staat, der erste Staat auf der Balkanhalbinsel, der von Byzanz durch einen Vertrag offiziell anerkannt wurde. Der neu gegründete Staat grenzte im Osten an das Schwarze Meer, im Süden an das Balkangebirge, im Westen an den Timok und im Norden an die Donau bis zur Mündung. 
Zur Rezidenz wurde die Stadt Pliska ausgewählt und prachtvoll ausgebaut.

Die nachfolgenden zwei Jahrhunderte waren durch ununterbrochenen Kämpfe gegen Byzanz geprägt.

DIE ESS- UND TRINKGEWOHNHEITEN DER BULGAREN

   Die Besonderheiten der Nationalküche jedes Volkes werden von verschiedenen Faktoren bestimmt. Solche sind z.B. die geographische Lage, die Klimabedingungen, die Sitten und Gebräuche, die Religion u.a.
So ist dem Bulgaren das Essen und Trinken mehr als blosse Ernährung. Wenn auch das Auge mit Freude und Genuss mitessen kann, wenn alle Sinne zugleich angesprochen werden, dann wird das Essen und Trinken zur Freude und zum täglichen kleinen Erlebnis, das  man gern mit seinen Freunden und Verwandten teilt.
Wenn ein Bulgare isst, dann hat er es nicht mehr eilig. Er ist ein Feinschmecker und versteht es das Essen und Trinken zu geniessen.
Zuallererst wir ein  Rakia "Grozdanka" /Traubenchnaps/ getrunken. Auch der aromatische "Slivova" /Pflaumenschnaps/ wird gern und viel getrunken. Der beste Slivova in Bulgarien kommt aus Trojan, aus einer kleinen Stadt im Balkangebirge, bekannt wegen ihrer Pflaumenbaum-Plantagen und ihrer Brennereien. Heimgebrannter Slivova ist aber noch hochprozentiger.



Zu dem Aperitif isst der Bulgare unbedingt einen gemischten oder einen Schopska-Salat. Dieser schmackhafte Salat wird aus frischem Gemüse /Tomaten, Gurken, Paprikaschoten, Zwiebeln/ und geriebenem Schafskäse zubereitet. Gut gewürzt und gut aussehend kann der Schopska Salat auch die höchsten Ansprüche befriedigen.
Eine wohlschmeckende Suppe gehört auch zum Essen des Bulgaren. Vorwiegend im Sommer isst man "Tarator", eine kaltgestellte Gurkensuppe mit Joghurt. Sehr beliebt sind auch "Bob Tschorba" /Bohensuppe/, Fleischklösschensuppe, "Kurban Tschorba" /Hammelfleischsuppe/, ferner Linsensuppe, Gemüsesuppe u.a. Eine Tradition ist die legendäre "Schkembe Tschorba" /Kuttelflecksuppe/ mit viel Knobblauch und scharfem Paprika.


Für das Hauptgericht stehen zur Auswahl: Kawarma -kebap - Fleisch mit Zwiebeln, Pilzen und vielen Gewürzen; Mussaka - ein Auflauf aus Kartoffeln und Hackfleisch; Güvetsch - Fleisch mit Kartoffeln, Tomaten, Paprika, Auberginen; Sarmi - eine bulgarische Variante der Kohlroulade /Weinblattroulade/; Kebaptscheta - auf dem Rost gebratene Fleischwürstchen; Küfteta - kleine gebratene Fleischklösschen u.a.

Zum Hauptgericht isst man in Bulgarien Brot, weiss oder schwarz. 
Während des Essens trinkt der Bulgare Wein, weissen oder roten, herben oder süssen. Zu dem Wein wird oft auch geräuchertes Fleisch oder "Lukanka" /eine feste Dauerwurst/ gegessen.




Als Nachtisch nimmt man gern ein süsses Gebäck wie das Blätterteiggebäck mit Nüssen "Baklawa", oder eine Baniza - ein Blätterteiggebäck mit Käse-, Spinat-, Reis- oder Kürbisfüllung. Milchreis bestreut mit Zimt und Karamelpudding sind auch sehr beliebte Desserts. 
Auf dem Tisch steht immer viel Obst. 

WARNA - GESCHICHTE UND SEHENSWÜRDIGKEITEN

WARNA ist mit über 320000 Einwohner die drittgrösste Stadt Bulgariens und liegt 470km nordöstlich von der Hauptstadt Sofia entfernt.
Auf dem Wasserweg ist Warna mit allen Siedlungen an der bulgarischen Schwarzmeerküste verbunden, ausserdem mit Rumänien, Russland, der Türkei und anderen Küstenländern.

Die ausgezeichneten Natur und Klimabedingungen zogen bereits gegen Ende der Altsteinzeit Menschen hierher. Überreste aus jener Zeit sind in einer Höhle beim Dorf Beloslav  und in der Gegend Pobitite Kamani entdeckt. Von besonderem Interesse ist die HALKOLITIKUMNEKROPOLE (3Jt.v.Chr.), wo das älteste verarbeitete Gold der Welt freigelegt wurde. Aus der Bronzezeit stammen Überreste von zwölf thrakischen Pfahlsiedlungen. An deren Stelle wurde im 6Jh.v.Chr. die von Griechen aus Milet ODESSOS (Stadt am Wasser) gegründet. Bald darauf wurde eine der blühesten griechischen Kolonien an der westlichen Schwarzmeerküste. Odessos hatte das gleiche Schicksaal wie alle anderen Städte in jener Zeit. Es wurde nacheinander von Thrakern, Römern und Byzantinern beherrscht. Ende des 6Jh. siedelten sich in der Umgebung von Odessos die Slawen an, die der Stadt den Namen WARNA gaben (wran bedeutet schwarz). In der zweiten Hälfte des 8Jh. wurde die Stadt dann von den Bulgaren erobert und entwickelte sich zu einem bedeutenden Hafen.
Unter Ivan Assen II. (12./13.Jh.) erlebte Varna einen grossen wirtschaftlichen Aufschwung. Es war ein reges Handelszentrum, dessen Handelsbeziehungen bis nach Konstantinopel, Genua, Venedig und Dubrovnik (Ragusa) reichten.
Während der osmanischen Fremdherrschaft machten starke Befestigungsanlagen die Stadt fast uneinnehmbar. Ein 1444 vom polnischen König Wladislaw III. organisierter Kreuzzug scheiterte kurz vor Varna. Der junge König fiel im Kampf, später erhielt er den Beinamen Warnentschik.
Handelspolitisch blieb die Stadt in osmanischer Zeit von grosser Bedeutung. In der 30er und 40er Jahren des 19.Jh. setzte ein wirtschaftlicher und kultureller Aufschwung ein. Er äusserte sich unter anderem in einer regen Bautätigkeit. Konsulate fast aller europäischen Staaten wurden eröffnet. Die erste Eisenbahnlinie im osmanischen Reich verband Varna mit Russe und damit mit Westeuropa. 
Heute ist Warna nicht nur ein weltweit bekanntes Seebad, wie ein Amphitheater auf mehreren Terrassen gelegen, sondern auch ein Zentrum für Kulturveranstaltungen mit internationalem Rang. Jedes Jahr im Juni/Juli wird das internationale Musikfestival "Varnaer Sommer" veranstaltet, auf dem bulgarische und ausländische Opern-, Ballett-, Sinfonie- und Kammermusikensembles ihre Kunst zeigen. Alle zwei Jahre findet in Warna auch ein internationaler Chorwettbewerb statt. Seit 1979 ist Warna Gastgeber der ersten Interantionalen Biennale der Graphik. Und 2012 feierte das internationale Filmfestival "Liebe ist ein Wahnsinn" seine 20. Jubileum.

Was ist sehenswert in Warna?
Einen Spaziergang im Meeresgarten, dem grössten Park der Stadt, auf dessen Fläche (30 ha) 50 Arten Bäume und Ziersträucheer wachsen, kann man mit einem Besuch mit Delphinarium verbinden. Bei einer lustigen Delphinshow können dort besonders Kinder grossen Spass erleben. Des weiteren laden ein Naturkundemuseum und ein Aquarium zum Besuch ein. In den Aquarien schwimmen Salz- und Süsswasserfische bis hin zu Tropenfischen, man erzählt Auskunft über Entstehung und Besonderheiten des Schwarzen Meeres.
Die beeindruckendste Sehenswürdigkeit der Stadt sind  ohne Zweifel die eine Fläche von 7000qm einenehmenden Thermen, öffentliche Bäder aus römischer Zeit, die vom 2. bis zum 4.Jh. benutzt wurden.
Wenige Meter entfernt beginnt die Fussgängerzone mit ihren Geschäften, Cafes und Restaurants. Einige schöne Gebäude sind hier erhalten geblieben. Vorbei an dem Volkstheater in barockem Stil und einem alten Uhrturm von 1880 erreicht man die von 1880 bis 1886 errichtete Kathedrale der Stadt, eine dreischiffige Kuppelkirche in neobyzantinisch-neoromanischem Stil.
Da in jedem Menschen, der gerne reist, ein Archäologe "versteckt" ist, könnte man den Gästen von Varna seine Museen empfehlen, vor allem das Archäologische Museum. Es ist eines der ältesten Mussen in Bulgarien. 1942 besass es 20000 alte Münzen und rund 9000 Ausstellungsstücke. Zur Zeit beherbergt es 10000 Exponate, die in einigen Abteilungen eingerichtet sind. Beachtenswerte Funde aus der Vor- und Frühgeschichte sind ausgestellt, sowie Gegenstände aus frühbyzantinischer und mittelalterlicher Zeit. Hier kann man die einzigartigen Goldfunde der Halkolithischen Nekropole bewundern.
Das Volkskundemuseum in Warna ist in einem gut erhaltenen Haus aus dem 19.Jh. untergebracht. Es führt in die regionale Kultur und Lebensweise der Bevölkerung aus der bulgarischer Wiedergeburtsepoche ein und verfügt über zahlreiche Exponate von Volkstrachten und Arbeitsinstrumenten. Die originale Zimmereinrichtung veranschaulicht die Wohsituation dieser Zeit.



DAS BALKANGEBIRGE

Das Balkangebirge erstreckt sich vom Timok, einem Nebenfluss der Donau an der serbischen Grenze im Westen bis zum Kap Emine im Osten und ist knapp 660km lang. Es teilt Bulgarien in zwei fast gleiche Teile und ist eine wichtige Klimascheide, die Südbulgarien vor den kalten Luftmassen im Norden schützt. 
Die Südhänge sind steil und die Nordhänge fallen allmählig stufenförmig ab. Am höchsten ist der mittlere Teil des Gebirges mit dem Botev-Berg /2376m/. Nur in einer Stelle ist es tief angeschnitten, und zwar dort, wo sich der Iskar seinen Weg bahnt und den Iskardurchbruch bildet.
Das Gebirge hat zahlreiche Gebirgspässe, so dass die Höhe kein Hindernis für die Verbindung zwischen Nord- und Südbulgarien ist. Am bedeutendsten ist der Schipkapass, bekannt aus der Geschichte als Höhepunkt des heldenhaften Kampfes de Bulgaren gegen die osmanischen 
Unterdrücker. 

Das Balkangebirge ist eng mit der Geschichte des Landes verbunden. Schon die Thraker haben hier gelebt. Dann haben die Römer zu beiden Seiten des Gebirges Festungen, Städte und Strassen gebaut. Für die Bulgaren wurde es bald zu einem festen Stützpunkt des Staates. An seinem Fusse entstanden die alten bulgarischen Hauptstädte Preslav und Tarnovo. 
  • Die Römer nannten es "Aemon", "Haemus", die Slawen - "Matorni gori", die Türken - Balkan, d.h. bewaldete Gebirgskette. Der heutige Name Stara planina tauchte im 16Jh. auf und bedeutet Altes Gebirge
 In den höheren Lagen wird vorwiegend Schafzucht und in den Laubwäldern Forstwirtschaft betrieben. In den fruchtbaren Tälern herrscht Ackerbau vor. Außerdem befinden sich in der Region bedeutende Steinkohlevorkommen.
Für das Balkangebirge ist hauptsächlich der Laubwald typisch.
Interessante wilde Tiere kommen hier vor, darunter Füchse, Hirsche, Rehe und Bären. 
Im Balkangebirge entspringen viele Flüsse. Die einen münden in die Donau, andere ins Schwarze Meer und wieder andere in die Mariza. Hauptsächlich besteht das Gebirge aus Kalkstein. An manchen Stellen haben sich wunderschöne Höhlen gebildet, auch Tropfsteinhöhlen und mancherorts entspringen Karstquellen. 
Im Schosse des Balkangebirges liegen malerische Dörfer und Städtchen mit origineller Architektur aus der Wiedergeburtszeit, also aus dem 18./19Jh. Die bewaldeten Abhänge des Gebirges fügen sich malerisch in die Silhouetten dieser Städte ein, im Winter sind sie ein riesiger weisser Hintergrund, und im Sommer strahlen sie Kühle aus, die zahlreiche Urlauber anzieht. 

 

DAS RILA-KLOSTER

Das Rila-Kloster liegt mitten im Rilagebirge, nach dem es benannt ist, 1147m ü.d.M., 120km südwestlich von der Hauptstadt Sofia.
Es ist das Nationalheiligtum der Bulgaren, das grossartigste Denkmal aus der Wiedergeburtszeit.
Das Rila-Kloster ist im Jahre 1983 in die UNESCO-Liste der Weltkulturerbes aufgenommen.

   Das Entstehen des Klosters ist mit dem Namen und Leben des Einsiedlers Ivan von Rila (876-946) verbunden.

  • Während der Herrschaft des bulgarischen Zaren Peter (10Jh.) zog sich der Einsiedlermönch in die unzugänglichen Wälder des Rilagebirges zurück, nachdem er auch seinen Beinamen bekam. Er wollte nicht mehr dem sittlichen Verfall der offiziellen Kirche und dem oberflächlichen Hofleben zusehen. In seiner Höhle strebte er nach eigener geistlicher Vervollkommnung. Allein in der Wildnis, erreichte er bald mit Gottes Hilfe die ersehnte Erleuchtung und wurde durch seine Wundertaten weit über die Grenzen des Landes als Ivan Rilski bekannt. Mönche aus fremden Gebieten strömten zu ihm und schufen um 931 die Grundlage für eine Klostergemeinschaft. So entstand in der Nähe seiner Einsiedelei /hier befindet sich noch heute das Grab des Heiligen/ ein Kloster, dessen Abt Ivan Rilski wurde. Und so begann die tausenjährige Geschichte dieses Gotteshauses, das die bewegten Ereignisse Bulgariens teilte. 
 Ivan Rilski war einer der ersten bulgarischen Mönche, der heiliggesprochen wurde. Jahrhundertelang fanden die Gebeine des heiligen keine Ruhe. Sie wurden als kostbare Reliquien vom Rilagebirge nach Sredez /Sofia/ und Tarnovo, nach Russland, Serbien und Ungarn getragen. Seit 1469 werden sie wieder im Kloster aufbewahrt.

   Man vermutet, dass sich das Kloster ursprünglich 3km von seiner jetziger Stelle, in der Gegend "Belite Kilii" und bei der Kapelle "Hl. Lukas" befand. Im 14Jh. liess der Feudalherr Chreljo Dragovol bestehende Klosterbauten befestigen. Der sogenannte Chreljo-Tutm aus dem Jahre 1335, der heute im Klosterhof steht, stellt das älteste erhalten gebliebene Zeugnis jener Epoche dar.
  Während der Zweiten Bulgarischen Reiches erfuhr das Kloster eine beständige Förderung und wurde - vor allem unter den Zaren Ivan Alexander und Ivan Schischman - mit Privilegien bedacht. In der Folgezeit war das Rila-Kloster Feudalherr zahlreicher Dörfer und Ländereien.
Zu dieser Zeit erreichte das Klöster eine vollkommene Blüte. Man bewahrte eine kostbare Urkunde aus dem Jahr 1378, welche die Unterschrift des Zaren Ivan Schischman trägt: dieses Dokument gab dem Kloster ausgedehnte Rechte und Grundbesitzt, so dass es eine echte Machtstellung im bulgarischen Königreich einnahm.
   Als die Osmanen ins Land zogen, konnte das Kloster noch eine Zeitlang seine Selbstständigkeit bewahren. Die Privilegien wurden von mehreren Sultanen bestätigt, zeitweise war das Kloster von Steuern befreit. Im 17. und 18. Jh.wurde es aber mehrmals überfallen und geplündert oder fiel Bränden zum Opfer. Ende des 18 Jh./ Angang des 19 Jh. setzte innerhalb und ausserhalb des Klosters eine rege Bautätigkeit ein. Mehrere in dieser Zeit erbaute oder restaurierte Kirchen und Nebenkloster in der unmittlebarer Umgebung weisen auf seine Bedeutung als Ziel von Pilgerfahrten hin.

  • Die heutige Gestalt des Klosters ist im Wesentlichen ein Werk des 19 Jh., als es sich erneut zu einem kulturellen und geistlichen Zentrum des Landes entwickelte. Nach einer katastrophalen Feuersbrunst 1833 auf Anregung von Neofit Rilski, einer der grossen Persönlichkeiten der bulgarischen Renaissance, und mit finanzieller Unterstützung aus allen Teilen des Landes rekonstruiert. Erstklassige Maler, Baumeister, Handwerker, Schmiede und Holzschnitzer verschiedener Schulen wirkten mit Begeisterung und Inspiration mit. Die glanzvolle Wiederherstellung des Rilaklosters wurde als nationale Aufgabe betrachtet.
Mit seinem 20m hohen Steinmauern sieht das Rilakloster von aussen wie eine Festung aus. Wenn man aber seinen Innenhof betritt, steht man da vor der faszinierenden Schönheit, Ruhe und Harmonie, die die Anlage als Ganzes verbreitet. Es bidet einen grossen Komplex von mehrstöckigen Gebäuden, die sich um einen quadratischen Hof gruppieren, auf dem das mächtige Katholikon (Hauptkirche), sichtbares Zentrum und künstlerischer Höhepunkt, und der alte Chreljo-Turm stehen. Die kleine Kirche von Chreljo wurde niedergerissen und durch jetzige imposante Kirche ersetzt. Die dreischiffige Kreuzkuppelbazilika ist durch seitliche Apsiden und Kapellen ergänzt, die dem Bau eine bewegte Struktur verleihen.
Die farbenprächtigen Wandmalereien im offenen Säulengang ziehen die meiste Aufmerksamkeit auf sich. Zusammen mit den Fresken im Innenraum der Kirche werden ca. 1200 Szenen religiösen Inhalts erzählt. An ihrer Ausschmuckung beteiligten sich namhafte bulgarische Maler. Das waren die besten Meister ihrer Zeit, Vertreter der Kunstschulen von Samokov und Bansko, darunter Sachari Sograf, Stanislav Dospevski und Dimiter Molerov. Sie malten sowohl religiöse Szenen als auch weltliche Motive, wie z.B. Stifterporträts, die Auskunft für die damalige Zeit geben. Die Aussen- und Innenmauern der Kirche sind mit ländlichen Motiven aus der Umgebung oder aus der Bibel reich verziert.
Das Rilakloster ist eine Schatzkammer für Holzschnitzereien. Die Klosterkirche ist für die Schönheit ihrer Holzschnitzwerke berühmt, die von Holzschnitzmeistern der Kunstschulen von Samokov, Debar und Bansko ausgeführt wurden. Man bewundert den herrlichen Ikonostas mit 36 Figuren, an dem der Glanz der Vergoldung die feine Kleinarbeit der Künstler besonders hervorhebt. Beachtenswert sind die schönen Holzgeschnitzten Decken, die Treppengeländer, Säulen, Schränke, Türen, und Fenster. Ein einzigartiges Beispiel der Miniaturschnitzerei ist das hölzerne Kruzifix - mit 140 biblischen Szenen und 1500 reiskorngrossen Menschenfiguren. Dieses aussergewöhnliches Kruzifix ist ein Werk des Mönchs Rafail, an dem er 12 Jahre lang gearbeitet hat und danach, so die Überlieferung, erblindete.Es ist im Klostermuseum zu bewundern.
In der Kirche werden die Reliquien des Hl. Ivan von Rila und eine Ikone der Jungfrau Hodegertia au dem 12.Jh. aufbewarht. Hier befundet sich auch das Grab von Boris III., dem Letzten bulgarischen Zaren.
Sehenswert ist das Klostermuseum in den unterirdischen Gewölben, die früher als Wein- und Vorratskeller gedient haben. Es besitzt Manuskripte, kostbare Gold- und Silbergegenstände, Ikonen, eine Münzensammlung, Waffen, die Altarwand und der Erzbischofsthron der Chreljo-Kirche aus dem 14.Jh., Messgawänder sowie Urkunden und Verordnungen (Fermane), die von bulgarischen Zaren, aber auch von Sultanen, erlassen wurden.


DIE KIRCHEN VON NESSEBAR

  Zu den beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten von Nessebar gehören die alten Kirchen. Besonders interessant sind die mittelalterlichen Kirchengebäude, von den rund vierzig Kirchen sind gegenwärtig noch acht gänzlich erhalten. 

 


Die Pantokratorkirche aus dem 13./14.Jh. gehört zu den architektonisch schönsten Kirchen. Bemerkenswert ist das Mauerwerk - hier wechseln immer einige Reihen Quader und einige Reihen Backstein einander ab. Das ist typisch für die mittelalterlichen bulgarischen Kirchen.
Bemerkenswert ist auch der Schmuck an den Aussenmauern: ganz regelmässig folgt eine Blendnische mit grünen Keramiknäpfchen der anderen. Die Schmuckelemente oben an den seitlichen Absiden sind Hakenkreuze, ein prähistorisches Symbol der Sonne und des ewigen Kampfes zwischen Gut und Böse.

 
Die Kirche Johannes des Teufers ist älter als die Pantokratorkirche, wie man gleich am Mauerwerk erkennen kann. Es besteht aus Feldsteine.  Diese Kirche ist eine Kreuzkuppelkirche aus dem 10./11.Jh. Sie ist noch im Originalzustand, nur Dach und Kuppel sind zum Teil restauriert worden.
Eine interessante Freske ist die der heiligen Marina, der Beschutzerin der Seefahrer aus dem 16./17.Jh., mit der linken Hand zieht sie einen Teufel aus dem Meer und mit der rechten will sie ihm mit dem Hammer den Kopf zerschlagen.


 
Die Erlöserkirche stammt aus dem 17.Jh. Ihre Ärmlichkeit lässt den damaligen Einfluss der osmanischen Fremdherrschaft und der fremden Religion erkennen. Die Bulgaren waren nämlich zu jener Zeit rechtlos und durften keine prunkvollen Kirchen bauen.

 





 Die Kirche der Erzengel Gabriel und Michael ähnelt sich der Pantokratorkirche. Sie ist ebenfalls aus dem 13./14.Jh und hat auch Blendnischen als Schmuck an den Aussenmauern, im oberen Teil - interessante schachbrettartigen Ornamente.


Nur einpaar Meter davorne ist noch eine Kirche aus dem 13./14.Jh. Die Kirche der heiligen Paraskewa unterscheidet sich kaum von der benachbarten Kirche, sie ist nur einfacher.



Die majestätischen Überrreste der ältesten Kirche von Nessebar, der Alten Metropolia aus dem 5./6.Jh. befinden sich fast in der Mitte des Alten Nessebar, an einem belebten Platz. Das ist eine dreischiffige Basilika. Das Hauptschiff ist doppelt so gross wie die Seitenschiffe und ist durch massive Pfeiler davon getrennt. Die Seitenschiffe dienten früher als Krypta. Hier wurden Sargophage gefunden. Beim Bau der Kirche wurden Steinblöcke älterer Kirche verwendet, wie z.B. einen hellen Marmorblock am oberen Teil, der eine griechische Inschrifft trägt. Man nimmt an, dass es hier um einen Steinblock einer anderen Kirche handelt. Der Fussboden war einst mit Mozaiken bedeckt. Heute dient sie als  Freilichtbühne für Konzerte und Theatervorstellungen.

In der Nähe des Hafens sind noch zwei interesante Kirchen zu sehen.
Die Kirche des Hl. Johannes Aliturgetus oder die "Ungeweihte". Diese Kirche soll nie geweiht worden sein, daher auch ihr Name. Es ist aber bekannt, dass hier Ende des 17Jh. Gottesdienst abgehalten wurde. Sie stammt aus dem 13./14.Jh. Der dekorative Stil der Kirchen von Nessebar ist an ihr am besten zu erkennen. Besonders schön ist die unterschiedliche Kombination mit Ziegelsteinen am oberen Teil der Blendnischen. Sie ist dreischiffig und sehr malerisch am Meeresufer gelegen.

Die Kirche gegenüber ist die Neue Metropolia oder die Stefanskirche. Der älteste Teil stammt aus dem 10 Jh. Danach wurde sie mehrmals erweitert und restauriert. Sie ist eine der wenigen Kirchen mit Wandmalereien. Wie in jeder orthodoxen Kirche trennt auch hier ein Ikonostas, das ist eine Heiligenbilderwand, den Altarraum vom Gemeinderaum. Darau sind die Ikonen nach festen Regeln geordnet: rechts Christus, daneben Johannes der Täufer und links die Gottesmutter, neben ihr der Schutzheilige oder das Kirchenfest, nach dem die Kirche benannt ist. Den grössten und ästhetischen Wert haben die Wandmalereien aus dem 16 Jh.. Viele von ihnen stellen das Leben der Gottesmutter dar, der die Kirche ursprünglich geweiht war: die Verkündung an Joachim und Anna, der Tempelgang der Maria, der Tod der Gottesmutter.
Von besonderem Interesse sind viele Szenen, die die Wundertaten Christi darstellen: Christus heilt Kranke, erweckt Tote, stillt den Sturm.
Laut Stiftertext über dem Südeingang ist sie 1599 erweitert worden. Man nimmt an, dass daran drei Ikonenmaler beteiligt waren. Die Gestalten sind stark individualisiert und zeichnen sich durch psychologische Tiefe und Ausdruckskraft aus. Man spürt eine Tendenz zu lebensechter Widergabe der Realität und Detailtreue.
Bemerkenswert sind die einzelnen Gestalten in den Szenen: das heilige Abendmahl, die Erweckung des Witwensohnes, die Fusswaschung.
Der Bischofsthron und die Kanzel stammen aus dem 18Jh. und sind aus vergoldetem Holz.Aus der gleichen Zeit ist auch die Darstellung des Jüngsten Gerichtes im Narthexs.

DIE GESCHICHTE VON NESSEBAR

Aus archäologischen Funden geht hervor, dass Nessebar ursprünglich eine thrakische Siedlung aus dem 2 Jt.v.Chr. war. Wahrscheinlich hiess es Menabria, Stadt des Mena, so genannt nach einem thrakischen Heerführer. 
Im 8Jh.v.Chr. begann die Eroberung der Schwarzmeerküste durch die Griechen. Dieser Kolonisation fielen alle Küstenstädte zum Opfer. Menabria wurde 510 v.Chr. von dorischen Griechen erobert und Messembria genannt. Durch regen Handel wurde die Stadt schnell reich und prägte sogar eigene Bronze- und Silbermünzen. Sie wurden an der ganzen Küste und bis weit hinein ins Land gefunden, ein Beweis für die ausgedehnten Handelsbeziehungen dieser dorischen Kolonie. 
Die günstige strategische Lage zog auch später zahlreiche Eroberer an.
72 v.Chr. eroberte sie der römische Heerführer Marcus Lucullus. An der Peripherie des grossen römischen Imperiums gelegen, verlor die Stadt bald an Bedeutung.
Roms Nachfolger war Byzanz. 395 n.Chr. wurde Konstantinopel Hauptstadt des oströmischen Reiches. Die Byzantiner benutzten das nahegelegene Messembria als natürliches Gefängnis für unbequeme Rivalen. Die Stadt füllte sich mit in Ungnade gefallenen Feldherren und Würdenträgern. Die Verbannten stifteten mit ihren Reichtümern zahlreiche Kirchen.
Inzwischen wuchs das 681 gegründete Bulgarenreich zu einem mächtigen Gegenspieler von Byzanz heran. Auch in Messembria tauchten die ersten Slawen auf. Nach den Slawischen phonetischen Gesetzen wurde aus Messembria Nessebar. 812 wurde die Stadt dann von dem altbulgarischen Khan Krum in den jungen bulgarischen Staat einbezogen.
Lange Jahre war es ein bedeutendes Überseehandelszentrum und vor allem eine wichtige Grenzfestung zwischen Bulgarien und Byzanz. 
Die 500-jährige osmanische Fremdherrschaft setzte der Entwicklung der Stadt ein Ende und verwandelte sie in eone unbedeutende Provinzstadt. 
Erst vor knapp einem halben Jahrhundert lebte Nessebar wieder auf und da entstand auch der neue Teil.

Im alten Teil von Nessebar sind wertvolle Denkmäler aus allen Epochen der jahrtausendealten Stadt erhalten: Münzen aus dem 5.-3. Jh.v.Chr., grauschwarze thrakische Keramik, rotlackierte griechische Keramik mit Szenen aus der griechischen Mythologie und aus dem täglichen Leben. Am Stadttor sind Überreste von byzantinischen Festungsmauern aus dem 4./5. Jh. und in der Stadt selbst mittelalterliche Kirchen und altertümliche Häuser zu sehen.
Der für Nessebar typische Baustil der Wohnhäuser hat sich  im 18.-19. Jh. geprägt, in der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt. Die vorgebauten oberen Stockwerke bilden fast einen Bogen über den engen Gassen. Während die unteren Etagen Lagerräume waren, wohnte man in den oberen.